Geschichte des Kant-Gymnasiums

Entstehung und Entwicklung des Kant-Gymnasiums sind ein Spiegelbild der Strukturen und Gegebenheiten des Schulortes Weil am Rhein in den zurückliegenden rund 70 Jahren.

Als Grenzstadt im Dreiländereck zur Schweiz und zu Frankreich wirkten die Einflüsse und der Austausch mit den Nachbarn prägend. Einerseits bereicherte der stete Kontakt mit Menschen auf der anderen Rheinseite das örtliche Leben. Das Erleben anderer Gebräuche und Kulturen hat auch auf die Schule stets positiv ausgestrahlt. Andererseits hat die Grenzlage als Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr für die Bevölkerung eine klare Ausrichtung von Berufs- und Arbeitswelt erzeugt. Weil am Rhein war eine Stadt der Eisenbahner. Als solche spielte die Frage nach einem gymnasialen Bildungsangebot im ersten Jahrzehnt nach dem zweiten Weltkrieg nur eine untergeordnete Rolle. Die Nachfrage wurde durch das Hebel- und das Hans-Thoma-Gymnasium in der Nachbarstadt Lörrach zunächst befriedigt.

Die kontinuierliche Bevölkerungszunahme im gesamten Dreiländereck unterstrich ab Mitte der 50er Jahre die Notwendigkeit dezentraler gymnasialer Bildungsangebote außerhalb der Kreisstadt Lörrach. So fasste der Gemeinderat der Stadt Weil am Rhein am 25.04.1960 den Beschluss zur Errichtung eines neuen Schulgebäudes. Bereits drei Jahre später, am 24.04.1963, konnten die „Auswärtigenklassen“ am Hans-Thoma-Gymnasium mit Schülern aus Weil am Rhein und den umliegenden Reblandgemeinden in das Pro-Gymnasium in Weil am Rhein umziehen. Der erste Abiturjahrgang 1972 umfasste gerade einmal 12 Absolvent*innen. Das Wachsen der Schule war rasant, von 100 Schüler*innen zu Beginn auf 1100 in 80er Jahren. Entsprechend erweiterten bauliche Maßnahmen die Infrastruktur und das Raumangebot der Schule: Das Haus der Volksbildung als Gebäude der Volkshochschule und der Nutzungsmöglichkeit als Schulaula im Jahr 1967, die Kant-Halle im Jahr 1969 und schließlich der Anbau mit dem Verwaltungstrakt im Jahr 1978.

In den 90er Jahren verzeichnete die Schule einen starken Rückgang auf 700 Schüler*innen um dann ab der Jahrtausendwende einen rapiden Anstieg auf über 1250 Schüler im Jahr 2010 zu verzeichnen. Als Reaktion darauf erfolgte die Erstellung des Humboldt-Gebäudes im Jahr 2005 mit acht Klassenzimmern, einer Sporthalle, einer Bibliothek und einer Cafeteria. Selbst diese Erweiterung konnte jedoch ein Missverhältnis nicht dauerhaft beheben: Eine Schule, die von der Grundstruktur mit Fachräumen auf eine Vier- bis Fünfzügigkeit ausgerichtet war, in der Realität jedoch bis zu sieben Parallelklassen umfasste. Als Reaktion darauf erfolgte die Beschlussfassung zu Erstellung eines zweiten Gymnasiums in Weil am Rhein im Jahr 2008. Bereits drei Jahre später konnte das Oberrhein-Gymnasium seinen Betrieb aufnehmen. Mittlerweile hat sich eine Balance in der Verteilung der Schülerströme mit Jugendlichen aus Weil am Rhein und seinen Umlandgemeinden entlang der Rheinschiene und dem vorderen Kandertal eingestellt: Ca. 450 Schüler*innen besuchen das zweizügige Oberrhein-Gymnasium und ca. 850 Schüler*innen das Vier- bis Fünfzügige Kant-Gymnasium.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Geschichte zur Namensgebung des Kant-Gymnasiums. Sie zeugt gleichzeitig von Entschlusskraft, Weltoffenheit und Pragmatismus der Entscheidungsträger. In dem Ansinnen, einem Pro-Gymnasium den Namen eines großen Philosophen zu geben, erkannte die Schulbehörde eine zu große Diskrepanz und lehnte dies zunächst ab. In der Argumentation der Kommunalpolitiker lag der Fokus jedoch nicht auf philosophischen Akzenten. Sie wollten diesen Namen vielmehr als Geste an viele Vertriebene aus ehemaligen deutschen Ost-Gebieten verstanden wissen, die nach dem zweiten Weltkrieg im Dreiländereck eine neue Heimat gefunden hatten. Der Pragmatismus kommt dadurch zum Ausdruck, dass auf den Vornamen des Namenspatrons verzichtet wurde, um den Namen der Schule möglichst kurz zu halten. Von der Kürze dieser Namensgebung können wir heute noch profitieren mit unseren einprägsamen Internetadresse www.kant.de.